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Drückjagd mit französischem Vogelhund

Heute schreibe ich einen Beitrag zu einem Thema, an dem sich die Geister scheiden und die Meinungen deutlich auseinander gehen. Von "ein Franzose hat auf ner Drückjagd nichts zu suchen" zu "na klar geht das und sehr gut sogar!" gibt es praktisch alles zu hören.


In diesem Beitrag heute möchte ich weder bekehren, noch das eine verteufeln oder das andere vergöttern. Ich berichte lediglich davon, wie ich die Dinge sehe und welche Erfahrungen ich in meiner ersten DJ Saison als Hundeführer mit einem französischen Vogelhund am Strick habe machen können.


Drückjagd No1. Begonnen hat alles mit einer kleinen aber feinen Drückjagd in heimischen Gefilden. Ich war super-froh, dass ich eine erfahrene Hundeführerin an meiner Seite hatte, die wiederum zwei alte (Hunde-)Hasen zur Drückjagd mitführte. Fazit am Ende eines dreistündigen Regentages: "Heidi macht das gut, ist halt ein "Drückjagd-Begleithund-Plus". Damit kann ich gut leben. Es wurden Rehe gesucht, gestöbert, gefunden und auf die Läufe gebracht, kurz angejagt und nach wenigen Metern wieder abgedreht. Eine abgefangene Sau konnte auch bewunden werden, wobei ich da kein großes Tamm-Tamm drum gemacht habe - es geht ja schließlich um lebendes Wild, was für uns besonders interessant ist. Auffällig war, dass Heidi bereits begonnen hat sich von mir vorsichtig zu lösen. Ich war in freudiger Erwartung zur DJ No2, da ich erhoffte, dass die Kreise und Distanzen ein klein wenig weiter werden würden.

Drückjagd No2 im heimischen Revier. 45 ha Wald "Pippi-Drückjagd" aber mit einer lustigen Truppe und immer für eine Überraschung gut. Gemeinsam mit ein paar Teckeln und einem Kopov gings dann auch direkt los. Ich hatte zunächst Bedenken, dass Heidi gemeinsam mit dem Teckel-Kumpel "Waldi" mehr spielen als jagen gehen würde, doch diese Bedenken waren unbegründet. Beide Hunde hatten direkt Bock auf Jagd. Auch hier dasselbe Bild, Heidi löst sich noch etwas verhalten, Nase hoch, Nase tief immer die Wechsel auskundschaftend und immer wieder Kontakt suchend. Bei Rehwild ertönt zuverlässig Sichtlaut, sie jagt kurz an und dreht dann wieder ab, um wieder dem Treiben beizuwohnen. Nach der Jagd ist mein Hund direkt bei mir, das GPS brauche ich eigentlich so gut wie nicht....


Drückjagd No3. Höhepunkt mit ebenso hohen Ansprüchen. "Du gehst mit dem Jagdaufseher mit, wenn Dein Hund da nicht performt, war das das erste und letzte Mal" so die Ansage. Prima Aussichten für uns Neulinge.... Zwei Treiben mit Sauen, Damwild und Rehwild und einer großen Jagdgemeinschaft. Wir starten wie gewohnt mit Weste, GPS und Glöckchen am Revers.

Die Hunde legen los, zwei Foxterrier und meine Braque sowie ein DK bilden eine Flanke zum eigentlichen Treiben, welches durch zwei Meuten gebildet wird. Es fällt auf, dass Heidi sich nun deutlich mehr löst und "weiter" geht als bei den Jagden zuvor (Brackenmänner würden lauthals lachen aber 100-200 mtr im Umkreis sind aktuell der Stand). Wir rumpeln in eine einzelne Sau, die sich unter den Fichten gedrückt hat, ein paar Rehe werden wie gewohnt angejagt. Das erste Treiben läuft absolut nach unseren Vorstellungen. Rückmeldung vom Jagdaufseher: "Das hat sie prima gemacht, bogenrein gejagt, war bei uns mit dabei und hat sich gezielt schicken lassen wo nötig - ist ja aber auch nicht verwunderlich für eine Bracke..." ähm... "Braque heißt Kurzhaar, das ist ein französischer Vorstehhund" korrigiere ich und erhalte einen verwunderten aber gleichfalls für uns lobenden, wertschätzenden Blick. "Kannst jederzeit wiederkommen - hat sie toll gemacht" :-)

Im Treiben No2 dasselbe Spiel hier war ich dann wiederum froh, das GPS zu haben. Heidi geht einen Wechsel über eine Klinge aus, das Treiben geht weiter. 200mtr, 300mtr, 400mtr - 800mtr. Ok, irgendwas stimmt hier nicht. Der Hund bewegt sich nimmer.... Kein Wunder, einer der Schützen hat das kleine, süße Hundchen auf seinen Stand hochgenommen und in eine Decke gepackt, da hätte ich auch nimmer runter wollen. Die Kräfte waren da auch schon etwas am Ende.


Drückjagd No4. Wieder was kleiner aber für mich besonders, da ich eine tolle Truppe kennengelernt habe, bei der die Chemie von Beginn an gepasst hat. Gemeinsam mit einem KLM gings ins Treiben. Selbes Spiel wie die Jagden zuvor nur merkte man Heidi an, dass Sie wusste was angesagt war. Unbändig und mit recht viel Power ging es mit Einsatz in die Buchen, in die Brombeeren, hin und wieder zurück. Leider gab es keine Sauen zu stöbern aber Rehe haben wir genug gesehen an dem Tag. Witzig ist Heidis Blick wenn das doofe-Herrchen sich mitten durch die Brombeeren wühlt und die Dame am Rand der Dickung einem zuguckt - gut im Spruch: "Was machst Du da? da ist nix drin, komm weiter jetzt!"


Drückjagd No5. Helferjagd zur Drückjagd No3. Ich verzichte dankend auf einen Schützenstand und melde mich als HF/Treiber mit Hund zur Jagd. Mit einem Heideterrier geht es gemeinsam zunächst durch den Hochwald und später auf einem Plateau ins Dichte. Mit einem Mal sind quasi alle Hunde der Drückjagd in unserem Hochwald unterwegs. Gut kann ich mir die unterschiedlichen Arbeitsweisen der Hunde ansehen und stelle fest, Heidi ist nicht die Schlechteste, sicher auch nicht die Beste aber braver Durchschnitt zu sein, genügt mir in unserer ersten Saison völlig.


Warum nehme ich einen Vogelhund zur Drückjagd mit?

Ich hatte von Beginn an zwei Eckpfeiler: 1. das Revier - viel Feld, wenig Wald 2. die Familie. Unser Hund muss in der Familie funktionieren, einen Super-Jäger kann ich nicht gebrauchen/nicht auslasten, dennoch möchte ich meinen Hund wenn dann auch nach Möglichkeit das ganze Jahr über mit allfälligen Arbeiten "auslasten"/beschäftigen können. Apport, Vorstehen, Wasser, Wald, einfache Nachsuchen und ja, auch Drückjagden, denn diese gehören für mich zur Jagd einfach dazu.


Braque Francais der Drückjagdspezialist?

Mit Sicherheit nicht, aber sie arbeitet so, wie ich dies für mich erhofft habe. Sie jagt mit mir gemeinsam, sucht und stöbert im Umfeld um mich/um die Treibergruppe herum. Findet Wild, bringt es auf die Läufe und jagt laut an, kommt dann aber umgehend wieder ins Treiben zurück. Fährtenlaut hat es einmal kurz gegeben, dies hat sich aber nicht manifestiert bislang.


Eine Glocke für Heidi...

Heidi hat von Anbeginn an eine Glocke an der Weste. Diese wirkt auf Wild - meiner bescheidenen Meinung nach - wie ein Fährtenlaut, Wild kann die Distanz abschätzen und ggfs. früh auswechseln, bevor die flinke Französin es erreicht. Gleichfalls wirkt eine Glocke gegen schusshitzige Schützen die klein-Heidi für ein Schwein halten könnten.


Mein persönliches Fazit:

Für mich und auch Außenstehende betrachtet bilden Heidi und ich ein sehr gutes Team zusammen. Wir haben erste Erfahrungen auf den bislang gelaufenen Drückjagden sammeln können und haben bestimmt auch den ein oder anderen positiven Eindruck hinterlassen. Nochmal, Heidi ist kein Teckel, kein Terrier und kein Wachtel oder ähnliches. Sie jagt, stöbert in Franzosen-Manier und das ist auch gut so. Hätte ich einen Stöberhund gewollt, hätte ich einen. Ich wollte jedoch einen vielseitig einsetzbaren Jagdhund haben und genau den habe ich mit Heidi. Für mich stellt die Braque Francais Pyrenees einen schönen Kompromiss für meine Rahmenbedingungen dar.


Rückblickend betrachtet wäre es für mich auch in Ordnung gewesen, wenn ich hätte erkennen müssen, dass mein Hund nicht zur Drückjagd taugt. Dann würde ich diesen Gedanken nicht weiter verfolgen und mich auf´s Schützendasein mit Begleithund konzentriert. Jedoch habe ich anderes gesehen und anderes feedback erhalten. Somit kann ich sagen, dass wir weiter mit einer Franzosen-Bracke auf Drückjagden gehen werden.


Horrido!


Jens



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